HALLO NACHBAR!

Kaum passiert man die Grenze, findet man sich schlagartig in neuer Umgebung wieder, weit mehr als nur die Koordinaten des GPS‘ verraten unseren Übertritt in ein anderes Land. Die Landschaft ist vom einen Augenblick zum nächsten geprägt von Plantagen, Agrikultur, überall Stromleitungen, Metallgerippe ragen aus dem weiten, flachen Land, Zäune, elektrische und weniger geladene, Bewässerungsanlagen, bewirtschaftete Fläche – vorbei mit der rohen Natur, die bis eben noch die Strassenränder säumte. Continue reading

HIBISKUS. IDEEN ZU THEATRE FOR DEVELOPMENT.

Was Theater bewegen kann.
In Zeiten von Globalisierung, stetig steigender Vernetzung, Schnelllebigkeit, HIV/Aids und zunehmenden politischen Unruhen fällt es unserer Gesellschaft schwer, Krisen und Problematiken zu lösen, Politik und Gesellschaft sind gleichermassen überfordert. Konflikte werden immer undurchschaubarer, unzählige Komponenten gipfeln in den Fragestellungen unserer Gemeinschaften, die globale Auswirkungen haben. Diese Probleme beim Schopfe zu packen, sie von oben herab zu lösen, ihnen mit Verhandlungen, Statistiken, Studien und viel Diplomatie entgegenzuwirken, ist ein Ansatz. Ein anderer Ansatz ist, langfristig zu denken und die Wurzel allen Übels in der Gesellschaft selber zu suchen, im kleinen Stil ansetzen, akute Missstände vor Ort behandeln und den heranwachsenden Generationen einen anderen Umgang mit ihrer Geschichte, sich selbst und der stetigen Überforderung durch ihre Umwelt näher zu bringen. Und hier kommt die Kultur ins Spiel. Continue reading

FUSIVEL

Umgeben von Baggies, Basketballshirts, Basecaps und Nike Airs findet man sich wieder – stünde man nicht unter dem vertrauten, türkisfarbenen Pagodendach mit den kunstvoll gearbeiteten Metallstreben, vergässe man glatt, dass man sich im Franco befindet. Das Publikum ist ein anderes heute. Die Hip Hop-Szene Maputos versammelt sich vor der grossen Bühne des CCFM, sobald der erste Beat erklingt erklimmt die Menge die Sitzbänke, binnen Sekunden haben sich die, bisher vereinzelt auf der Tribüne sitzenden, Rapper und Fans zu einer im Takt wippenden Masse zusammengefunden, direkt vorm Bühnenrand jubeln die Jungs (und auch die 3 Frauen, die sich im Publikum befinden. Mich mitgezählt.) gen giftgrün beleuchteter Szenefläche. Die ihnen bekannten Songs werden mit lautstark bekundeter Begeisterung mitgesungen und genossen. Auf der Bühne des Franco steht heute ein ganz Grosser: Fusivel ist aus Portugal eingeflogen um mit Beats und Worten Maputos Szene aufzumischen. Wem etwas an dieser Musik liegt, folgt ihm bereits seit Dienstag, keinen Ort, der für die hiesige Hip Hop-Szene von Bedeutung ist, hat er in dieser Woche ausgelassen. Bevor er nun aber sein grosses Konzert im Franco gibt, treten 13 mosambikanische Rapper auf, die besten des Landes hat man ausgewählt. Den Reaktionen des Publikums nach zu urteilen, entspricht das der Wahrheit und tatsächlich, ein Künstler toppt mit seinem Auftritt den anderen, unmöglich können Bass und Texte vorbeiziehen, ohne dabei den Körper in Bewegung zu versetzen. Oder zumindest den Kopf.
Als dann endlich das ersehnte Idol die Bühne betritt kocht das Publikum bereits, kaum steht der Künstler vor ihnen, springt auch schon der erste los, überwindet die 2 Meter Differenz um für einen Moment und hunderte Fotografien neben Fusivel gestanden zu haben – und wird dann auch direkt vom Security wieder hinuntergehievt und nach Hause komplimentiert. Der portugiesische Rapper legt los und nun gibt es kein Halten mehr, nur noch Musik und Begeisterung in der pulsierenden Crowd.
Nach dem Konzert euphorisierte Gestalten in Kapuzensweatern im romantischen Garten des Francos, die Windlichter flackern belustigt dem harten Bass nach, der noch in den Ohren dröhnt, es ist schön, diesen Ort gefüllt mit diesen Menschen zu sehen. Das Franco beweist, dass es auch ganz anders kann und immer wieder einen Besuch lohnt.

ALL THE WAY

Synapsen sortierend morgens durch Strassen gehen, die Gedanken der Nacht mit den Gedanken des neuen Tages zu einer Realität vereinend, gedankenlos Bäume beim blühen beobachtend einen Fuss vor den anderen setzen. Wie Federn streicht die warme Sonne langsam durch die kühle Morgenluft über die Haut, trocknet die letzten Tautropfen auf den Blättern und macht vorsichtig die Vögel der Nacht verstummen. Continue reading

MAPUTO REGGAE SLAM

Seit Wochen schon spricht die Stadt von diesem Event, kaum jemand, der sich nicht darauf freut: Am 1. November brennt die Bühne beim Maputo Reggae Slam im CCFM. Zehn Stars der hiesigen Szene passieren an diesem Abend die grosse Zeltbühne, die, in warmen Orangtönen leuchtend, schon von Weitem den Ort des Geschehens erkennen lässt. Aus anmutig verrucht schwebendem Nebel verlauten Beats und Botschaften von Gran’Mah, Ras Haitrm & WSP, PoetryInKoma, Ras Skunk, Majestic Sound Sistem, Ras Soto, Ras Abel, YPG & MidnightMachiine, Ras Pacífico und Ras Ito. Die Scheinwerfer, die die wunderbar warme Atmosphäre auf die Bühne zaubern, sind in einer grossen Akazie mitten im Garten des CCFM befestigt, gelb leuchtende Blattfächer unter dem schwarzen Himmel, vereinzelt Sterne, barfuss im Sand tanzen wir unter dem nächtlichen Firmament. Die Stimmung lässt den Füssen keine Ruhe, der Takt scheint der Menge durch die Adern zu fliessen, strahlende Gesichter von der Musik wie berauscht.
Rastafaris verkünden ihre Ideale, Musiker verkünden ihr Talent, das Publikum tut sein Wohlgefallen kund, das Franco schwebt heute im Herzen Maputos wie eine Insel von Ausgeglichenheit in einem Meer aus düsteren Strassen und nachtdunklen Schatten.
Als die letzten Klänge der durchdringenden Stimme der Sängerin Gran’Mahs verklingen wandelt die Menge gemächlich euphorisiert zum Gil Vicente zur After Party. Auf der Bühne steht schon wieder Ras Abel bereit, der auch das Konzert im CCFM mit weichen Reggaeklängen eröffnet hat.
Dann betritt der die Bretter, die die Welt bedeuten, dem das Publikum im Gil Vicente heute gehört: Tira Teimas. Tiefgründige Texte treffen auf harte Hip Hop Rythmen treffen auf eine Lifeband und vermischen sich zu einer grandiosen Show, musikalisch irgendwo zwischen Rap, Raggae und Rock, perfekter könnte der Abend nicht ausklingen. Die warme Sommernacht durchzogen von den sanften Texten der Musiker, die Beats noch in den Ohren, laufen wir durch die erwachenden Strassen, am Himmel taucht die aufgehende Sonne schon die ersten Wolken in zarte Rottöne als durchflute das Licht der Bühne nun die ganze Stadt, als wandere das Feeling der Nacht mit uns nach Hause, als wollte es noch einen Moment bleiben bevor der Alltag uns wieder zurückerobert.

PASSEIO DE TARDE

Blick nach oben
Palmen
Akazien
vor strahlend blauem Himmel
die fahlgelbe Fassade eines Hochhauses
mit bröckelndem Putz
der Lärm des Verkehrs
in der Luft
Sand und Wärme und
der Geruch von frischem Brot
der Blick nach oben
es regnet Fetzen
aus Plastik
schweben
fast anmutig
an der fahlgelben Fassade
des alten Gebäudes.