HALLO NACHBAR!

Kaum passiert man die Grenze, findet man sich schlagartig in neuer Umgebung wieder, weit mehr als nur die Koordinaten des GPS‘ verraten unseren Übertritt in ein anderes Land. Die Landschaft ist vom einen Augenblick zum nächsten geprägt von Plantagen, Agrikultur, überall Stromleitungen, Metallgerippe ragen aus dem weiten, flachen Land, Zäune, elektrische und weniger geladene, Bewässerungsanlagen, bewirtschaftete Fläche – vorbei mit der rohen Natur, die bis eben noch die Strassenränder säumte. Soweit das Auge blickt: Ackerbau. Zwischendurch vereinzelte Fetzen Wald. Doch auch denen wird die metallene Begrenzung nicht erspart. Widerwillig wehrt sich das Unterbewusstsein gegen den unvermeidbaren Vergleich mit Europa, den man eigentlich nicht ziehen möchte. Denn eigentlich ist es hier nicht schön. Dennoch, bis auf ein paar vereinzelte, eher für die hiesigen Gefilde als für die nördlicheren Breiten typische Gewächse gleicht die Landschaft der Deutschlands. Ein bisschen enttäuschend, ein neues Land zu entdecken und so bekannte, menschengemachte Strukturen zu finden, so weit weg vom Vergleichsobjekt. Ist aber ja nur der erste rein optische Eindruck.
Was allerdings all die die elektrischen Zäune um den Busch sollen, erklärt sich mir noch nicht so richtig. Viele Wege durch das Gestrüpp lassen darauf schliessen, dass es zu irgendetwas benutzt wird. Oder zumindest jemandem gehört. Und überwacht wird.
Kilometerweit wachsen Bananenstauden in Plastiktüten hinein, die Palmen, die sie tragen, dominieren den Ausblick entlang der breiten Schnellstrasse. Auch in Richtung Horizont. Nichts als Bananen. Die scheinen hier wunderbar zu wachsen, sofern sich das von den weissen Plastikbeuteln ableiten lässt. An jeder Pflanze baumelt strahlend weiss ein aus Kunststoff gewobener Sack.
Und sogar Mangobäume stehen hier in Reih und Glied, kein Baum grösser oder kleiner als sein Nachbar, beachtliche Leistung und irgendwie amüsant, hat man sich gerade daran gewöhnt, sich immer und überall vor fallenden Früchten in Acht zu nehmen, zahllose Mangos an den Strassen zu finden (gefährlich rutschige Hindernisse für Fussgänger) und unter riesigen Exemplaren der Obstbäume Schatten zu suchen, während man seine süssen Produkte verköstigt.
Kahle, rote Felsen blitzen aus dem, einen Hügel überwuchernden, Gewächs, glatt geschliffen von Wind, Wasser und Sonne, fünf Sekunden wird die künstliche Landschaft unterbrochen und lässt ursprüngliche Natur erahnen. Immerhin.
Dann wieder überall Schilder, Werbeschilder, Hinweisschilder für Touristen, Strassenschilder, und überhaupt, Strassen. Und Strommasten. Mehrstämmige Papayabäume ragen aufgereiht, wie Giraffen mit albernen Frisuren, gen Himmel. Die Landschaft wechselt, spätestens nach Nelspruit nurnoch grüne Weiden, vielleicht irgendwie genutzt, sicher aber als wertvoller Besitz gehütet, Wiese bis zum Horizont. Mit Laubbäumen begrenzt, weisen vereinzelt, von grossen, alten Eichen geleitete Alleen den Weg zu den Farmen der Herren über diese unüberschaubaren Flächen fruchtbaren Bodens. Ein bisschen wie in Schleswig-Holstein sieht es aus, nur wahnsinnig viel grösser. Es sticht ins Herz, überlegt man sich, wie all das, was hier am Fenster vorbeizieht, zustande kam.

2 thoughts on “HALLO NACHBAR!

  1. Interessant wie unterschiedlich diese zwei nachbarländer anscheinend sind. Einige Eindrücke sind meinen der ersten Wochen doch sehr ähnlich. Dann bin ich jetzt noch gespannter auf Mozambique !

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