JUNGLEBUCH.

Ticket lösen. Anschnallen. Der Motor startet, die Schranke hebt sich. Ein Blick nach rechts, ein Blick nach links – und es geht los. Gespannt und voller freudiger Erwartungen rollen wir im gemieteten Toyota in den Krüger Nationalpark. Statt hektarweiten Feldern nur noch Savanne weit und breit, gelbliche Gräser, Büsche, und unwirklich große, runde Steine säumen die geteerte Straße.  Vom Gate Malelane machen wir uns auf in Richtung Lower Sabie, wo wir die Nacht verbringen werden. Kaum fünf Minuten sind wir mit 50 Stundenkilometern unterwegs, da stakst plötzlich gemütlich eine Herde Impalas über die Straße. Schlank und elegant und etwa sie groß wie Rehe sind sie, die Lieblingsspeisen der im Park lebenden Raubkatzen. Eine große Gruppe aus bestimmt 200 Weibchen und Jungtieren grast gemütlich am Straßenrand, ein bisschen Glück haben wir schon, dass nur zehn von Ihnen gerade danach war, die Seite zu wechseln. Inmitten der speisenden Antilopen bleiben wir stehen, außer ihrem Kauen, dem Wind und der Stimmen vieler kleiner Vögel ist nichts zu hören, ist der Motor erst einmal aus. Wir sind angekommen, in der organisierten Wildnis des wohl berühmtesten Nationalparks der Welt. Langsam und fröhlich setzen wir unseren Weg fort und stellen fest, dass die Landschaft, in der wir uns bewegen, dicht besiedelt ist von Impalas, mal sind es Gruppen jüngerer Tiere und Weibchen, mal sind es ältere männliche Tiere mit schönen, geschwungenen Hörnern. Aufgeregt über die gesehenen Antilopen, die ersten südafrikanischen Säugetiere in freier Wildbahn, ihrer natürlichen Umgebung sitzen wir im klimatisierten PKW als plötzlich ein langer, schmaler Kopf mit zwei wuscheligen Hörnern aus den Baumkronen ragt, gemächlich an den höchsten zu findenden Blättern nagend. Schnell haben wir das beachtlich hohe Tier als Giraffe identifiziert und fast genauso schnell stellen wir fest, dass sie gar nicht alleine ist, viele Köpfe und doppelt so viele Augen ragen auf einmal aus den Wipfeln, so wie wir sie wohl angaffen, gaffen sie zurück, die Giraffen. Und machen sich auf den Weg, erst scheint sich nur der Kopf wippend zu nähern, dann schiebt sich auch der Rumpf der, wie Pferde von der Streckbank wirkenden, Paarhufer durch das Dickicht. An der Straße angekommen, machen sie halt, eine nach der anderen findet ihren Weg vor das silberne, beräderte Tier auf dem Teerweg, macht halt, schaut auf uns herab um dann, als die Gruppe von sieben komplett ist, ihren Weg zur anderen Seite in Gesellschaft der Artgenossen fortzusetzen. Da ist das Gras nun mal bekanntlich immer grüner. Zu einigen Seiten schwanken verschwindet eine Reihe lange Hälse nach und nach wieder im Geäst, wir wollen schon den Motor wieder starten, als sich eines der Tiere umdreht und den Grund des Überquerens der Straße preisgibt: Wasser! Mit eher geringer Geschwindigkeit und unter zahlreichen Schrittchen und Verrenkungen demonstriert uns die Dame, wie umständlich es sein kann, seinem Körper Flüssigkeit zuzuführen. Und trotzdem behalten die gescheckten Riesen dabei eine zauberhafte Eleganz. Wo ich schon bei Riesen bin: Das in meinen Augen beeindruckendste Landtier dieser Erde lässt ebenfalls nicht lange auf sich warten; im ersten Moment erscheinen sie wie Steine, doch auf den zweiten Blick haben sie Beine. Und Rüssel. Vier beachtliche Elefanten stehen am Hang eines sich neben uns erhebenden Hügels und kauen genüsslich auf Büschelweise, mit dem Rüssel ausgerissenen, Gras herum. Kletternde Elefanten also. Nicht das ich das so jetzt erwartet hätte. Kurz darauf bekommen wir die Verwandtschaft der Bergbewohner dann aus nächster Nähe zu Gesicht, eine ganze Herde kreuzt unseren Weg, Mamas, Papas und Kinder, Elefanten in allen möglichen Größen schreiten anmutig hintereinander an unserer Frontscheibe vorbei. Ihre Bewegungen scheinen langsam, doch ihre Geschwindigkeit ist beachtlich.
So geht es weiter, bis wir das Camp erreichen, um 17 Uhr fahren wir auf das Gelände Lower Sabies. Auf unserem Weg haben wir Gnus, Giraffen, Impalas, Kudus, Elefanten, Flusspferde und verschiedenste kleine und große, bunte und gut getarnte Vögel gesehen. Mit erschöpften Augen setzen wir uns auf die Holzterrasse des Restaurants, mit Ausblick auf den vorbeifließenden Sabie genießen wir den sanften, abendlich kühlen,Wind. Im Wasser tollen junge Hippos platschend und grunzend miteinander, auf der Sandbank lauert ein Krokodil auf verträumtes Federtier, am Ufer genießen Büffel die frische Brise und in den Bäumen tollen Affen. Schöner kann ein Sonnenuntergang kaum sein, der Tag endet, wie die nächsten Tage ebenfalls enden werden, wir sind fasziniert, beglückt, entspannt und müde. Eine unbeschreibliche Erfahrung.

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